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Weihnachtsbotschaft Seiner Seligkeit Sviatoslavs

Середа, 17 грудня 2014, 22:00
An die hochheiligen Erzbischöfe und Metropoliten, die gottliebenden Bischöfe, die hochgeehrte Geistlichkeit, das ehrwürdige Mönchtum, an die geliebten Brüder und Schwestern in der Ukraine und in der weltweiten Diaspora

Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude,

die dem ganzen Volk zuteil werden soll:

Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren;

Er ist Christus, der Herr

 (Lk 2, 10–11).

Christus ist geboren!

Mit diesen Worten des guten Boten aus dem Himmel verkündet die Kirche Christi die Nachricht vom Heil. Heute ist uns der Retter geboren: der Herr ist auf die Erde herabgestiegen und ist im menschlichen Leib in der Stadt Bethlehem erschienen. An diesem Tag freuen sich der Himmel und die Erde, das ganze Menschengeschlecht freut sich darüber, dass unser Schöpfer seine Schöpfung nicht verließ, sondern gekommen ist, um ihr Schicksal anzunehmen. Er selbst wurde Mensch, um dessen Schicksal mit ihm zu teilen: seine Schmerzen und Freuden, seine Sorgen und seine Unsicherheit. Der Herr wird einer von uns, Er offenbart sich als unser Heiland und Erlöser.

Am Fest der Geburt Christi freuen wir uns, weil wir uns nicht mehr einsam und verlassen fühlen. Wir feiern, dass Gott mit uns ist, dass Er uns liebt. Und im neugeborenen Jesuskind, welches sanft auf dem Heu in der Krippe ruht, sehen wir die Inkarnation der Gottesliebe. Das Mysterium der Geburt unseres Retters enthüllt uns die Wahrheit darüber, wie die Größe Gottes in der menschlichen Schwachheit offenbart wird, wie die menschliche Kleinheit und Geringfügigkeit zur Größe Gottes werden kann!

Das heilige Evangelium erzählt uns, dass der Herr des Universums in einer Flüchtlingsfamilie geboren wurde. Zuerst wegen einem Kaiserbefehl, und dann durch die Blutgier von König Herodes wurde die Heilige Familie gezwungen, ihr Heim zu verlassen und fremde Menschen um eine Unterkunft zu bitten. Ja, unser Gott wünschte es, als ein Obdachloser und Flüchtling geboren zu werden! Unter diesen merkwürdigen Umständen der Geburt unseres Retters hatten nur jene das Privileg, zusammen mit den Weisen aus dem Orient beim Gotteskind zu verweilen, welche sich nicht schämten, bei den Bedürftigen, Flüchtlingen und Verfolgten zu sein. Indem sie Ihm die Türen ihrer Herzen, ihres Hauses geöffnet und das Zeichen des Heils im Herrn erkannt hatten, welcher in einer Krippe geboren wurde, wurden diese Menschen mitten in der Nachtfinsternis mit göttlicher Freude erfüllt. Denn das Weihnachtsmysterium ist die Fähigkeit, in die Gegenwart Gottes einzutreten und dem neugeborenen Christus zu begegnen – durch die Fähigkeit, da zu sein: bei jenem zu sein, der schwach und schutzlos ist, der unter der Kälte und unter dem Mangel am Notwendigsten leidet.

Die Ukraine erlebte ein erstaunliches Jahr, in dem alles groß war: die Hoffnung und die Verzweiflung, die Gewissheit und die Enttäuschung, die Errungenschaften und die Verluste. Groß war auch die Angst, welche die Finsternis verspürte, als sie sah, dass unser Drang zum Licht siegreich sein kann. Und die Finsternis sandte gegen uns Schmerz und Blut, Verkrüppelung und sogar den Tod, damit die Menschen vor jenem Leiden erschrecken und auf den alten Pfad der schweigsamen und widerspruchlosen Unterordnung zurückweichen.

Es gibt keinen Ukrainer, der an dieser fortdauernden Prüfung der Vorsehung des Herrn nicht teilnehmen würde. Im gewissen Sinne befinden wir uns alle heutzutage in einer Risikozone, in der ATO-Zone. Ähnlich wie die Hirten, welche dort, wo sie ihre Herde weideten, den Engelgesang im Himmel vernahmen und die Kunde von der Geburt des Heilands empfingen, so hat auch jeder von uns seinen eigenen Ort des spirituellen Wachens, seinen „Checkpoint“, an welchem er die eigene christliche und bürgerliche Sendung erfüllen soll. Und sogar dann, wenn jemand müde wurde und sich seiner Wahl entziehen möchte, so macht er diese trotzdem. Nur unterstützt er durch seine Passivität in diesem Fall das Böse.

Unser diesjähriger Weg zum Weihnachtsfest war ein Weg zum Verwundeten und zum Vertriebenen. Unsere Kirche wurde buchstäblich zu einem Feldlazarett, welches aufgeschlagen wurde, um die Verfolgten zu beherbergen und die Wunden der Opfer zu heilen. Und sogar nach dem Maidan verlor die Kirche die Funktionen eines Lazaretts nicht, weil dies ihre Berufung ist. Daran erinnert uns Papst Franziskus: „Ich sehe die Kirche als ein Feldlazarett nach einer Schlacht“.

Niemand von uns war bereit zu einem Krieg, aber er geht weiter und ungebeten dringt er in jedes ukrainische Heim ein, besonders in den östlichen Gebieten unseres Landes. Es entsteht die Gefahr, dass das Niveau der menschlichen Empfindlichkeit zum Elend und zum Leid des Nächsten sinken wird. Die Christen wissen, dass die Gleichgültigkeit nicht weniger tödlich ist, als die Geschosse der „Grad“-Artillerie. Es obliegt dem Staat, das Problem der Unterstützung seiner leidenden Bürger weise zu lösen. Aber es ist die Angelegenheit jedes Christen, nahe zu sein, bei denen zu sein, die in Not sind. Eben diese christliche Einigung mit den Bedürftigen, welche wir „Solidarität“ nennen, macht uns stark. Denn die Kraft des menschgewordenen Gottes, die Wirkung des Heilands, welcher dafür geboren wurde, um uns frei und unbesiegbar in Gott zu machen, manifestiert sich in ihr und durch sie wird diese an uns weitergegeben.  

In der Weihnachtszeit schaut jeder von uns hin zum Himmel in der Hoffnung, das Licht des Sternes von Bethlehem zu erblicken. Denn das Neue Jahr verspricht nicht, leichter zu sein, und unsere Wahl – einfacher. Unsere größte Aufgabe für das Jahr 2015 ist es, den Weg einer zivilisierten Entwicklung und eines würdigen Lebens einzuschlagen. Dafür müssen wir alle einen anderen Menschen anziehen, den Menschen Gottes, d. h. wir müssen den unwürdigen Kompromissen mit dem Bösen abschwören. Diese Aufgabe betrifft jeden von uns – sogar denjenigen, welcher sich für den Kleinsten in dieser Welt hält. Die Aufgabe, den eigenen Lebensstandpunkt zum Guten hin zu wenden, hat auch eine große bürgerliche Bedeutung. Wenn sich nämlich die Ukrainerinnen und die Ukrainer ändern – dann ändert sich unser ganzes Land. Gemeinsam sollen wir alle ihm ein neues Gewand der effektiven staatlichen Strukturen anlegen, welche endlich aufhören werden, Strukturen der Sünde zu sein. Denn die Macht kann ein Segen sein, wenn sie zum Dienst wird.  

Es ist unmöglich, die beiden Aufgaben zu erfüllen, ohne zumindest einmal Zweifel empfunden zu haben, ohne einen Schritt rückwärts gemacht zu haben. Lasst uns keinen Hochmut der Vollkommenheit haben – lasst uns lieber unsere Schwächen vor Gott bekennen und demütig bitten: Gott, hilf meiner Ohnmacht! Ein demütiger Mensch verliert nicht den Glauben an seine Kräfte, weil er, nach den Worten von Ivan Franko, „die Hand des Herrn an seiner Schulter spürt“. Darum lasst uns daran denken, dass die Verzweiflung, die Enttäuschung, das rachsüchtige Streben danach, mit denen abzurechnen, die unsere Erwartungen nicht erfüllt haben – dass dies die Werkzeuge sind, mit denen die Finsternis am wirksamsten ihre verlorenen Positionen zurückgewinnt. Helfen wir ihr nicht, unsere Chancen zunichte zu machen! Es ist nicht schlimm, dass es nicht gelingt, alles zu erledigen. Schlimm ist es, wenn sich ein Mensch dadurch entmutigen lässt!

Wir stehen vor einer weiteren Aufgabe, bezüglich welcher es niemals Zweifel geben soll. Das ist die Aufgabe zu beten. Der Maidan siegte, weil er eifrig und aufrichtig gebetet hatte. Lassen wir heute nicht zu, dass durch eine gewisse „Gewöhnung“ an den Krieg die Intensität unserer Gebete abnimmt. Lasst uns alle Kräfte unserer Seele darauf richten, dass in unseren Familien und Gemeinschaften das unablässige Gebet für die Ukraine fortdauern möge, dass in unserem Staatshaus wie in der armseligen Krippe von Bethlehem das Licht des Glaubens erstrahle, dass unsere Herzen gereinigt werden und ein neues Leben geboren werde. Dann werden wir, mit dem Segen Gottes auf uns, das glücklichste Volk auf der Erde werden.

Mitten in der dunklen Nacht der Unsicherheit und der Besorgnis erklingt das uralte Weihnachtslied, es vertreibt die Trauer und alle möglichen Missgeschicke…  Mit dieser weihnachtlichen Frohbotschaft möchte ich jedes Haus von guten Menschen besuchen, welche den neugeborenen Gott und Heiland bei sich aufnehmen und sich über die Geburt Christi freuen!

Heute eilen wir mit unserem Weihnachtsgruß zu unseren Soldaten, welche dieses majestätische Fest in den kalten Schützengräben und Unterständen an der Frontlinie feiern und welche bereit sind, ihr Volk durch den Einsatz ihres eigenen Lebens zu schützen. Mit festlichen Glückwünschen des Guten und des Wohlstands besuchen wir diejenigen, welche ihr Heim und die Wärme ihrer eigenen Familie verloren haben.

Lasst uns heute mit dem Engelgesang über den Frieden auf Erden und die Herrlichkeit in der Höhe jene besuchen, die über den Verlust ihrer Verwandten und ihrer nahen Menschen trauern, die unter den zugefügten Wunden leiden, sowie jene, die sich in der Gefangenschaft befinden und inhaftiert sind. So wie in dieser Weihnacht die Freude über die Trauer und das himmlische Licht über die Finsternis siegen, genauso möge unser Heiland in seiner Geburt uns mit der Kraft des Sieges des Guten über das Böse, der Wahrheit über die Unwahrheit erfüllen, und der himmlische Friede möge den Krieg überwältigen.

Vom ganzen Herzen wünsche ich allen unseren Gläubigen in der Ukraine und in der Diaspora ein frohes Weihnachtsfest, eine wohlschmeckende Kutya[1] und ein klangvolles Weihnachtslied!

Christus ist geboren! Lasst uns Ihn lobpreisen!

SVIATOSLAV

 

Gegeben in Kiew,

an der Patriarchalkathedrale der Auferstehung Christi,

am Gedenktag des heiligen Nikolaus, des Erzbischofs von Myra in Lykien, des Wundertäters,

am 19. Dezember 2014 AD


[1] Eine traditionelle ukrainische Heiligabend-Speise aus gekochten Weizenkörnern (mit Zugabe von Honig, Mohnsamen und Nüssen), die auf jeden ukrainischen Weihnachtstisch gehört. 

 

ПУБЛІКАЦІЇ

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